Kennzahlen rund um die Aktie

Wie oft lesen wir täglich in den herkömmlichen Anlage-Medien, konkreten Aktien-Empfehlungen, detaillierten Gesellschafts-Studien und anderem mehr über die verschiedenen Aktien-Kennzahlen, welche für eine fundamentale Analyse von Bedeutung sein können. Und meist endet die Interpretation der spezifischen Kennzahlen mit einem grösseren oder kleineren Fragezeichen. Oder dann fehlt trotz vorhandenem Know-how die Zeit für die u.U. aufwendige Bewertungsanalyse.

Obwohl einzelne Aktien-Kennzahlen scheinbar an Bedeutung verloren haben – die Börse entwickelt oft eine nicht immer nachvollziehbare Eigendynamik – sollten diese Indikatoren nicht unterschätzt werden und wenn immer möglich in einen Anlage-Entscheid miteinfliessen, vor allem dann, wenn man tendenziell etwas längerfristig investieren möchte. Auch beim Trader können Aktien-Kennzahlen hilfreich sein, dieser wird sich allerdings eher am Markt-Momentum ausrichten.

Wie auch immer. Damit Sie einen Überblick gewinnen oder kurz nachschlagen können, finden Sie im Folgenden detaillierte Erklärungen zu den einzelnen und vermeintlich wichtigsten Indikatoren:

Aktienbewertung

Bedeutung: Das KGV ist wohl die bekannteste und vielleicht sogar die älteste Kennzahl zur Bewertung einer Aktie. Es definiert, ob eine Aktie aktuell günstig oder eher teuer eingekauft wird. Die Kennzahl berechnet sich über den Aktienkurs, im Verhältnis zum erzielten Unternehmens-Gewinn, heruntergebrochen auf eine einzige Aktie desselben Unternehmens.
Letztlich scheiden sich die Geister, wo die «günstige» Bewertung aufhört bzw. die eher «teure» anfängt. Lange Zeit galt die «Daumenregel», dass ein KGV im Bereich von 15 gut ist, alles was darunter liegt, zählt zu einer «billigen» Bewertung, alles darüber spricht eher für eine Überbewertung. Da es sich jedoch um eine Stichtagsbetrachtung handelt, sind primär die Zukunftserwartungen von Bedeutung: Geht man von einer negativen, zukünftigen Entwicklung des Unternehmens aus, rechtfertigt sich u.U. das tiefe KGV. Sind im Umkehrschluss die Zukunftserwartungen sehr hoch bzw. ist ein gutes Wachstum realistisch, spricht ein vorweggenommenes, hohes KGV nicht zwingend für einen überteuerten Aktienkauf. Liegt ein KGV über dem Wert von ca. 25, sollten die Zukunftsaussichten schon ziemlich eindeutig sein. Vorsicht ist geboten, wenn ein KGV exorbitant hoch ist!

Berechnung: Aktienkurs geteilt durch den Gewinn pro Aktie.

Beispiel: Kostet eine Aktie CHF 300 und der Gewinn pro Aktie beträgt CHF 18, beläuft sich das KGV auf 16.6.

Bedeutung: Auch das KBV geht weit zurück in der Geschichte der fundamentalen Analyse. Bei dieser Kennzahl geht es aber weniger um die Ertragssicht, sondern vielmehr um die Frage der Substanz des jeweiligen Unternehmens. Die Frage ist hier also: «Hat die Gesellschaft Vermögen bzw. wie hoch ist das vorhandene Eigenkapital?» Mit dem KBV errechnet man sodann, wieviel von diesem Vermögen auf jeden Schweizer Franken entfällt, den man in das Unternehmen bzw. die Aktie investiert.

Berechnung: Aktienkurs geteilt durch den Buchwert pro Aktie.

Beispiel: Die Aktie der Muster AG weist einen Buchwert von CHF 100 aus und der Aktienkurs der Muster AG liegt gleichzeitig bei CHF 100, errechnet das KBV exakt den Wert von 1. Dies wiederum bedeutet, dass der Buchwert ebenso exakt dem Marktwert entspricht.
Bleibt der Buchwert nun bei CHF 100 stabil, der Aktienkurs steigt jedoch auf CHF 150, erhöht sich auch das KBV auf 1.5, was bedeuten würde, dass sich die Aktie verteuert hat (vice versa) bzw. vielleicht schon zu teuer ist.

Bedeutung: Die Anwendung des KUV erfolgt nach dem gleichen Verfahren wie beim KGV. Unterschied: Hier wird der Umsatz ins Verhältnis des Aktienkurses gesetzt, und nicht der Gewinn. Mit dem KUV sieht man, wieviel Umsatz das Unternehmen pro CHF macht, den man in eine Aktie investieren würde. Man muss beim KUV allerdings beachten, dass diese Kenngrösse eher im Unternehmensvergleich innerhalb der jeweiligen Branche Sinn macht.

Berechnung: Aktienkurs geteilt durch den Umsatz pro Aktie.

Beispiel: Siehe Punkt 1.1.3 (Umsatz anstatt Gewinn).

Bedeutung: Auch hier besteht kein grosser Unterschied zum KGV (1.1). Beim KCV kommen einfach die Zahlungsflüsse und nicht die Gewinne zur Anwendung.

Berechnung: Aktienkurs geteilt durch den Cashflow pro Aktie.

Beispiel: Kauft ein Unternehmen als Investition eine Maschine für CHF 100'000, sinkt der Cashflow um diese gesamte Summe, weil dieses Geld aus dem Unternehmen abfliesst; am Gewinn änderst sich dadurch (vorerst) nichts.
Da beim Cashflow – im Gegensatz zur Gewinnverbuchung – kein «Window-Dressing» möglich ist (oder höchstens sehr begrenzt), ist die Aussagekraft des KCV recht gut. Bei hohen Investitionen oder Devestitionen kann diese Kenngrösse allerdings recht hohen Schwankungen unterworfen sein.

Bedeutung: Die Dividendenrendite ist gerade für längerfristig orientierte Anleger wichtig, weil sich diese eher an der Ausschüttung und weniger am Kursgewinn orientieren (z.B. Pensionskassen). Die Dividendenrendite zeigt an, wie hoch die Dividendenzahlung pro CHF ist, welchen man in die entsprechende Aktie investiert.

Berechnung: Dividende pro Aktie geteilt durch den Aktienkurs.

Beispiel: Liegt der Aktienkurs bei CHF 60 und das Unternehmen schüttet eine Dividende von CHF 1.80 aus, entspricht dies einer Rendite von +3%.

Profitabilität

Bedeutung: Bei den unter dem Begriff «Gewinn» verwendeten Kenngrössen entstehen wohl meist die grössten Unsicherheiten. Doch gerade hier finden sich sehr wichtige Kennzahlen.
Die Kennzahl EBITDA weist aus, ob ein Unternehmen allein aus dem Produkteverkauf/Kerngeschäft Profit erwirtschaftet. Für den effektiven Gewinn ist das EBITDA nur von untergeordneter Bedeutung.
EBITDA = «Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization»

Berechnung: Umsatz abzgl. Produktionskosten = EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen).

Bedeutung: Die Kennzahl EBIT korrigiert das EBITDA um die Abschreibungen, bei welchen es sich um keine echte Ausgabe handelt, die aber trotzdem gewinnrelevant sind. Beim EBIT spricht man deshalb auch oft vom «Operativen Ergebnis».
EBIT = «Earnings Before Interest and Taxes.»

Berechnung: EBITDA abzgl. Abschreibungen = EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern).

Bedeutung: Die Kennzahl «Jahresnettogewinn» korrigiert schlussendlich das EBIT um die Zinsen und Steuern.

Berechnung: EBIT abzgl. Zinsen und Steuern = Jahresnettogewinn.

Bedeutung: Diese Kennzahl ist in der Tendenz sehr hypothetisch, denn sie liegt immer in der Betrachtung von den erzielten, vergangenen Gewinnen (IST) sowie den zukünftigen, geschätzten Gewinnen (SOLL). Was Zukunft und entsprechende Prognosen betrifft (z.B. von Analysten, der Gesellschaft selbst oder anderen Quellen), ist stets eine gewisse Vorsicht angebracht.
Dennoch bieten das bisherige Gewinnwachstum sowie die abgeleiteten Prognosen ein brauchbares Bild für ausgewählte Anlageentscheidungen!

Bedeutung: Als Aktionär ist man Eigenkapitalgeber eines Unternehmens. Man ist damit automatisch sowohl am Gewinn wie auch an entsprechenden Wertverlusten beteiligt. Die Eigenkapitalrendite ist demzufolge ebenfalls ein wichtiger Indikator bei einer Anlage-Entscheidung.

Berechnung: Gewinn geteilt durch das Eigenkapital. Je höher also die Eigenkapitalrendite, je höher ist die Rentabilität des Unternehmens… oder anders ausgedrückt, desto besser arbeitet das Unternehmen mit dem von den Eigenkapitalgebern investierten Kapital.

Basisdaten

Bedeutung: Der Aktienkurs ist in sich gesehen nur der Preis, für den eine Aktie täglich (zu Börsenzeiten) gehandelt wird. Und im Rahmen des Hilfsmittels eines «Charts» (Kursgrafik/Kursentwicklung über einen x-beliebigen Zeitraum) kann man die verschiedenen Entwicklungsphasen des Aktienkurses (nicht des Unternehmens) herauslesen.
Da Aktiengesellschaften unterschiedliche Mengen an Aktien emittieren, entstehen auch die verschiedenen Preisgrössen. Eine optisch teurere Aktie muss demzufolge aber nicht zwingend mehr wert sein als eine Aktie, die weniger kostet. Deshalb ist auch die folgende Kennzahl wesentlicher:

Bedeutung: Der effektive, gesamte Börsenwert eines Unternehmens wird durch die Kennzahl «Marktkapitalisierung» ausgewiesen. Diese schwankt somit parallel zur Aktienkursentwicklung, gemäss nachstehender Berechnung.

Berechnung: Aktienkurs mal Anzahl der ausgegebenen Aktien.

Bedeutung: Dieser Begriff ist schnell erklärt. Der Streubesitz weist aus, wie viele der ausgegebenen Aktien dem effektiven Börsenhandel zur Verfügung stehen. Je höher sich der Streubesitz beziffert, desto liquider und somit besser handelbar ist die jeweilige Aktie.
Nicht zum Streubesitz zählen im gegebenen Fall Bestände von Firmeninhabern (Gründer, Familienmitglieder, etc.) oder anderen Grossaktionären.

Finanzielle Stabilität

Bedeutung: Unter 2.4 wurden bereits die Eigenkapitalrendite und auch der Grundsatz des Eigenkapitals erläutert. Aus Sicht der grundsätzlichen, finanziellen Stabilität eines Unternehmens hat die Eigenkapitalquote ebenfalls einen zentralen Stellenwert.
Einfach ausgedrückt: Je höher die Eigenkapitalquote, umso tiefer ist die Krisenanfälligkeit eines Unternehmens. Auch die Kreditwürdigkeit ist in diesem Fall höher.
Vergleiche über verschiedene Branchen hinweg sind dann meist aber nicht optimal, da es kapitalintensivere und weniger kapitalintensive Branchen gibt.
Am wichtigsten dürfte die Kennzahl indessen für den Abgleich mit der Fremdverschuldung sein. Eine hohe Eigenkapitalquote zeichnet für eine tiefe Fremdverschuldung und vice versa.
Aber auch eine hohe EK-Quote muss nicht immer optimal sein, denn es kann für ein Unternehmen durchaus lukrativer sein, Tiefzinskredite aufzunehmen, um eine geplante Investition zu finanzieren. Denn mit der Aufnahme von neuem Eigenkapital, als Alternative zu Fremdkapital, würde auch der Gewinn pro Aktionär entsprechend verwässern.
Eine ausgewogene EK-Quote ist i.d.R. wohl am besten. Sie sollte aber auf keinen Fall zu tief sein.

Berechnung: Eigenkapital geteilt durch die Bilanzsumme.

Bedeutung: Wie unter 4.1 bereits dargestellt, findet hier das Zusammenspiel zwischen Eigenkapital und Fremdkapital statt. Es gilt wie oben: Je höher die Verschuldung, umso riskanter die Investition.

Berechnung: Fremdkapital geteilt durch Eigenkapital.

Beispiel: Ein Unternehmen weist eine Bilanzsumme von CHF 500 Mio. aus. Diese Summe teilt sich auf in CHF 350 Mio. an Eigenkapital und CHF 150 Mio. an Fremdkapital. Aus der obenstehenden Berechnung ergibt sich damit ein Verschuldungsgrad von rund 43%.

Wir hoffen, dass wir mit den hier dargestellten und gängigsten «Kennzahlen rund um die Aktie» beitragen können, dass Sie sich in der Interpretation dieser Zahlen zurechtfinden.

Viel Erfolg bei Ihren täglichen Entscheidungen.